Chirotherapie

Ist eine einer alten englischen Tradition folgende und ärztlich weiterentwickelte manuelle (lat. manus = die Hand) Behandlungsform sowohl von chronischen aber mehr noch von akuten Wirbelsäulenbeschwerden.

Der in Deutschland noch immer gebräuchliche Begriff Chirotherapie / Chiropraxis (griech. Chiros = die Hand) wird in Österreich eigentlich  nicht verwendet, da die Chiropraxis durch Laien betrieben wird und die Ausübung der manuellen Medizin auf Ärzte mit einer mehrjährigen Zusatzausbildung beschränkt ist.

Die Theorie:

Mittels spezifischer Handgriffe werden sogenannte reversible Gelenksfunktionsstörungen gelöst. (Das umgangssprachliche "Wirbeln einrenken" entspricht nicht den Tatsachen, weil ja auch nichts ausgerenkt sein kann.)
Es handelt sich anatomisch um Einschränkungen des normalen "joint-play" der Zwischenwirbelgelenke. Diese Funktionsstörung führt dazu, dass z.B. ein Reizzustand an der Gelenkskapsel des Zwischenwirbelgelenks entsteht und dieses zu einer großen Anzahl von Nervenimpulsen im entsprechenden Bewegungssegment führt. Dies hat zur Folge, dass der Patient mehr oder weniger genau lokalisierte Schmerzen verspürt.

Die Technik:

Bei den manuellen Handgriffen unterscheidet man manipulierende  und mobilisierende Techniken. Bei den Manipulationen ist es üblich, vorher Röntgenbilder in zwei Ebenen zum Ausschluss von gesundheitsgefährdenden Veränderungen gemacht zu haben.
Bei den Manipulationen handelt es sich um sanfte Hochgeschwindigkeitsimpulse, die vom Arzt gesetzt werden. (Man arbeitet dabei nicht, wie oft gehört, mit viel Kraft sondern mit Gefühl, Genauigkeit und Schnelligkeit.)
Bei den Mobilisationen werden im Allgemeinen weichere langsamere Techniken verwendet.
Das bekannte Knacksen begleitet oft die Behandlung, ist aber weder gefährlich noch nötig.
Über die genaue Ursache des Knacksphänomens gibt es unterschiedliche Theorien, aber es ist noch keine in letzter Instanz schlüssig.
Häufiger tritt dieses bei den manipulativen Techniken auf. Oft  berichten Patienten auch, dass sie dieses Knacksen selbst durch bestimmte Bewegungen auslösen können.

Was passiert im Körper:

Alle akuten und auch viele chronische Schmerzzustände führen zum Verlassen des richtigen Bewegungsmusters und die Muskelketten werden in ihrem Funktionsablauf gestört.
Diese falsche Form eines Bewegungsmusters führt nun ihrerseits wieder zu Schmerzen.
Der Kreislauf ist geschlossen und die Spirale kann beginnen sich zu drehen und somit die Schmerzsituation kontinuierlich zu verschlechtern.
Die Gabe eines Schmerzmedikaments kann erfolgreich sein, wenn die Verkettung:
Schmerz - muskuläre Verspannung - Schmerz – weitere Verspannung
damit für einige Zeit durchbrochen wird und der Körper von selbst in die korrekte Funktion seiner Muskelbewegung findet.
Genauso wirkt die manuelle Medizin, die reversible (=umkehrbare) Gelenksfunktionsstörung führt zur myoarthrogenen (=aus dem Gelenk stammende) Muskelgelenksfunktionsstörung.
Der gezielte manuelle Handgriff nimmt den Reiz aus der verminderten Gelenksbeweglichkeit und damit löst sich die daraus verursachte Muskelverspannung und Schmerzreduktion oder Schmerzfreiheit wird erzielt.

Nebenwirkung: (eigentlich Folgeerscheinung)

Als Folgereaktion resultiert eine Beschwerdeminderung bis zu Beschwerdefreiheit direkt nach der Behandlung.
Allerdings je länger der Beschwerdezustand vorher gedauert hat, umso wahrscheinlicher ist, dass Stunden nach der Behandlung erneute Schmerzen auftreten, dabei handelt es sich um eine Art "Muskelkater" als Zeichen, dass sich der Krampf in der chronisch oder akut verspannten Muskulatur löst.
Wenn man genau analysiert handelt es sich um einen anderen Schmerzcharakter als man ihn vorher verspürte.
Es ist üblich, ein bis zwei Tage später eine Kontrollbehandlung durchzuführen. In der Zwischenzeit kann es durchaus sinnvoll sein, zur Linderung der oben beschriebenen Symptomatik ein Schmerzmittel einzunehmen. Denn dieses als Erstverschlechterung beschriebene Phänomen ist völlig unbedenklich aber eventuell "lästig".

Die Vorteile der Manuellen Medizin:

Richtige Indikation und Technik ergeben eine hohe therapeutische Wirksamkeit ohne Nebenwirkungen. Es sind keine Apparate nötig, im Regelfall bedarf es auch keiner Medikamente und man erzielt sehr rasch einen Therapieerfolg.
Wenn die manuelle Therapie als alleinige Therapiemaßnahme durchgeführt wird, beträgt die Behandlungshäufigkeit erfahrungsgemäß 2 bis 3 Behandlungen.

Die Grenzen:

Organische Ursachen der Beschwerden, wie z.B. Bandscheibenvorfall, Wirbelkanalstenosen oder Malignome (Tumore) sind einer Regulation natürlich nicht zugänglich, ebenso die primär psychosomatischen Erkrankungen. Dennoch besteht die Möglichkeit des adjuvanten (unterstützenden, begleitenden) Einsatzes.

Heilbar ist, was gestört ist und nicht was zerstört ist.

Kombinationen:

Bei länger bestehenden oder chronischen Beschwerden wird die manuelle Therapie selten alleine durchgeführt, sondern in Kombination mit Weichteiltechniken (Myofasciales Lösen, Traktion an der HWS - Sherrington I, II,....) und eventuell kombiniert mit neuraltherapeutischen Quaddelungen. Auch die Atlastherapie ist unterstützend einzusetzen.

Bei Kombinationstherapien (häufiger bei chron. Beschwerdebildern) ist die Behandlungshäufigkeit 5-7 mal und wird oft zusätzlich unterstützt durch eine ambulante Strombehandlung (TENS Therapie) und eine anschließende Verordnung einer physikotherapeutische Bewegungsbehandlung.

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